Warum eine „echte Berliner Pflanze“ ein „Sachsenblatt“ abonniert hat

Schubkarren

Tatsächlich bin ich eine echte Berliner Pflanze mit einem Garten in der ehemaligen Kleingartenanlage Schönwald seit dem Jahre 1968. Alle meine Vorfahren waren mehr als fünf Generationen lang nur Landarbeiter, Bauern oder Gärtner, da liegt die Liebe zu den Pflanzen schon auf der Hand. Unsere Kinder verbrachten ihre Freizeit und die Ferien vorwiegend in der Laubenkolonie. In Leipzig hatten wir eine befreundete Familie, die in der Anlage Schreber einen Garten hatte. Mit ihren Kindern besuchten sie uns gern in unserem Kleingarten, wo man auch übernachten konnte. Es waren immer ganz unbeschwerte Begegnungen an der frischen Luft für die Familien. Alle freuten sich schon darauf, wieder bei „Schrebers“ im Garten sein zu können.

Als nun nach der Wende das schöne, aber altersschwache Vereinslokal in Leipzig eine neue verheißungsvolle Perspektive in Aussicht gestellt bekam, waren wir genau wie andere Berliner Kleingartenexperten dabei, Exponate für ein künftiges Museum anzubieten. Auch unser Geschichtsverein „Freundeskreis der Chronik Pankow e.V.“ half bei der Einrichtung der Berliner „Gartenlaube“ in der entstehenden Ausstellung mit. Es tat sich auch schon was, seit dem Jahre 1996 waren zwei neue Veröffentlichungen zur Geschichte des deutschen Kleingartenwesens erschienen.

GärtnerAm 10. März 2000 beschloß der damalige Förderverein des Museums die Konzeption für den Aufbau einer Ausstellung „Deutschlands Kleingärten vom 19. zum 21. Jahrhundert“. Ein neuer Museumsführer machte sich auch erforderlich.
Am 12. Februar 1992 wurde der neue Förderverein „Deutsches Kleingärtnermuseum“ gegründet. Das Ziel war, die Erforschung Der Geschichte der gesamtdeutschen Kleingartenbewegung neu zu dokumumentieren, die Traditionspflege in den Vereinen und Verbänden insgesamt zu unterstützen und Gechichtszeugnisse aus den einzelnen Ländern der Bundesrepublik zusammenzuführen und ausstellen zu können. Es war ein Glücksfall, daß das künftige Deutsche Museum der Kleingartenbewegung seine Heimstatt in eben diesem Vereinshaus „Dr. Schreber“ fand. Es steht bekanntlich auf historischem Gelände. Der Rat der Stadt Leipzig stellte es 1876 dem Schreberverein der Westvorstadt zur Verfügng und es trägt selbst historischen Charakter. Hervorzuheben ist, daß die Bundesregierung, vertreten durch den Freistaat Sachsen und sein Ministerium Landwirtschaft, Ernährung und Forsten, und durch den Bundesverband Deutscher Gartenbaufreunde.V. sowie den Landesverband Sachsen der Kleingärtner e.V. und den Stadtverband Leipzig der Kleingärtner dauerhaft unterstützt wurde.

Nur so war es dann möglich, schriftliches Material von wissenschaftlichem Wert, wie die Mitteilungen des Fördervereins seit Winter 1993/94 herauszugeben. Der Förderverein hat auch seit 1999 eine wissenschaftliche Schriftenreihe in die Tat umgestzt, die äußerst interessante spezielle Themen enthält.

Nun werden Sie schon nicht mehr so verwundert sein, daß mich auch dieses Jahrbuch zur Geschichte des Kleingartenwesens in Sachsen mit dem Titel „Der Schrebergärtner“ neugierig gemacht hat. Es lag im Museum aus. Ich habe es seit der Nr 1 im Jahre 2001 aboniert und viel Wissenswertes erfahren. Man kann sagen: Der Landesverband Sachsen der Kleingärtner e.V und die Arbeitsgruppe verfügen über ein Mitteilungsblatt, in dem auch lange Artikel, Dokumente, Besprechungen und Bibliographien veröffentlicht werden können. In jeder Ausgabe wird ein Verband oder ein Verein unter dem Gesichtspunkt der Traditionspflege vorgestellt werden.

Übrigens war „Der Schrebergärtner“ schon im Jahre 1907 das Organ des neugegründeten „Verbandes von Garten- und Schrebervereinen“.

Aber nun endgültig zurück zum sächsischen Jahrbuch des Kleingartenwesens. Schon im dritten Heft der Reihe, und von da an immer häufiger, wiesen Leser darauf hin, daß sowohl die wissenschaftlichen Veröffentlichungen, als auch die informativen Artikel der Arbeitsgruppen Geschichte sehr interessant sind. Sie haben mit dem benötigten Hintergrundwissen dazu beigetragen, weiterhin im Kleingartenwesen erfolreich tätig zu sein. Man will selbst dazu mitwirken, daß das Jahrbuch noch bekannter wird. Auch durch die Berichte aus den Verbänden und Vereinen, hat jeder ein gutes Rüstzeug in den Händen und die Bibliographien und Besprechungen weisen auf moderne Berachtungen des Lebens über den eigenen Gartenzaun hinweg.

Und nun nehme ich mal die letzte Veröffentlichung meines Jahrbuches „Der Schrebergärtner“ (Dresden/Leipzig 2014) zur Hand. Über 150 Jahre der Schreberbewegung wird da von Experten und Chronikgruppen der Kleingartenverbände berichtet.

Unter anderem wird auch das Archiv des Deutschen Kleingärtnermuseuns hier von der Leiterin Frau Caterina Hildebrand als eine echte Schatzgrube vorgestellt. Und Herr Professor Alfred Loesdau aus Berlin berichtet über die Bedeutung der sächsischen Schrebervereine. Sie gehören nun einmal zu den wichtigsten Wurzeln der Deutschen Schreberbewegung. Beim Gründungsjubiläum anläßlich 150 Jahre emsiges Schaffens wurde also in Leipzig im nationalen Rahmen der Verdienste gedacht.

Diese Ausstrahlung wcckte in mir den Wunsch, es möge auch im Berliner Raum so ein Jahrbuch geben. Nun haben sich tatsächlich Leute gefunden, die zur Tat geschritten sind. Auf der „Grünen Woche“ im Jahre 2015 konnten sie den Band 1 des Jahrbuchs „Berliner Kleingärtner“ vorstellen.

Es ist der jüngste Ableger, um in der Sprache der „Berliner Laubenpieper“ zu bleiben, der im Schatten des „Sachsenbuches“ angelegt und herangereift ist. So profitieren wir von den 150 Jahren der Schreberbewegung und geben das gerne ehrlich zu.

Christel Liebram

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