Meine Großmutter war ein junges Mädchen in Rosenthal, als 1901 die Heidekrautbahn mit den Strecken nach Liebenwalde und Großschönebeck gebaut wurde. Die Züge fuhren angeblich so langsam, dass man sagte, es fehle nur ein Schild im Abteil: “Blumen pflücken während der Fahrt verboten”. Die Bahn transportierte neben den Personen aus der Region. Gepäckpost und Handelswaren.
Meine Großmutter war ein junges Mädchen in Rosenthal, als 1901 die Heidekrautbahn mit den Strecken nach Liebenwalde und Großschönebeck gebaut wurde. Die Züge fuhren angeblich so langsam, dass man sagte, es fehle nur ein Schild im Abteil: “Blumen pflücken während der Fahrt verboten”. Die Bahn transportierte neben den Personen aus der Region. Gepäckpost und Handelswaren.
Als Kind führ ich oft zu den Verwandten nach Schildow-Mönchmühle. Dort hatte eine Schwester meiner Großmutter einen Kleingarten erworben. Der Mann arbeitete in Wilhdmsruh bei Bergmann, einer großen Fabrik. Die Stadtwohnung war m Moabit und lag auf einem Hinterhof im Keller. So zogen sie in der warmen Jahreszeit ganz nach Mönchmühle und der Onkel fuhr mit der Heidekrautbahn bis Wilhelmsruh zur Arbeit Im Winter benutzte er dann von Moabit aus die S-Bahn.
Die Tante nähte draußen auf der Laube unermüdlich auf der Nähmaschine und verdiente so ein bisschen dazu. Ich sollte derweil mit dem Sohn im Kleingarten spielen. Er war ein kleiner, dünner Junge und die Eltem sagten, er gedeihe hier prima, genau wie auch das Obst und Gemüse. Ich fand, er war einfach langweilig und „spiilerich”. Wenn ich zu Besuch kam, wurde die Regentorme am Haus mit einem großen Holzdeckel abgedeckt, weil ich angebiich so wild sei. Viele Stunden habe ich dort verbracht und es war eine schöne Zeit. Im Krieg verwilderte der Garten, der Onkel war Soldat und die Tante bewältigte das allein nicht.
Nach Kriegsende fuhr die Heidekrautbahn noch immer den gleichen Weg, jetzt aber an der Grenze entlang. Auf der einen Seite war der französische Sektor, auf der anderen der russische Sektor oder die sowjetische Besatzungszone (SBZ) in Brandenburg.
Da passierte es einmal, ich war zirka 10 Jahre alt, dass mein Großvater und ich die Heidekrautbahn in Rosenthal verpasst hatten, sie nur noch abfahren sahen. Der nächste Zug fuhr erst in zwei Stunden. Mein Opa schlug vor, immer auf den Bahnschwellen langzulaufen. Er erzählte mir unterwegs, dass er es in Holland, wo er ais junger Bursche auf Wanderschaft in seinem Beruf als Gärtner war, genauso gemacht hatte. Dort standen aber eigentlich Schilder “Es ist verboten, auf dem Schienenweg zu laufen”. Wir waren noch vor dem nächsten Zug in Mönchsmühle. Aber mich mit meinen kurzen Beinen hatte das so angestrengt, dass ich bis zum Abend im Liegestuhl lag und fest schlief.
Ende des Jahres 1961 musste der Kleingarten leider endgültig aufgegeben werden und meinen Verwandten blieb nur noch die Wohnung in Moabit, denn die Mauer wurde errichtet. Wir konnten sie nicht mehr besuchen. Der Onkel hatte seine liebgewordene Arbeitsstelle verloren, da sie im Osten lag. Die Heidekraut-Bahnhöfe in Wilhelmsruh und Rosenthal wurden daraufhin abgerissen, weil sie im Grenzstreifen lagen.
Bis 1976 begann der Zugverkehr erst am Bahnhof Blankenfelde. Auf der östlichen Seite von Berlin wurde schon ab 1950 eine Ausweichstrecke für den Gütenransport der Heidekrautbhahn ab dem Bahnhof Karow angelegt, um nicht an der Grenze entlang zu fahren.
Aber die Leute aus unserer Gegend komiten erst ab 1983 diese neue Strecke der Heidekrautbahn nach Schöneriinde und Schönwalde benutzen, waren weiterhin von Berlin sehr abgetrennt, denn die ursprüngliche Verbindung nach Wilhelmsruh fehlte doch sehr. Es ergaben sich große Umwege, um nach Berlin, in die Hauptstadt der DDR, zu gelangen – übrigens auch für die Autofahrer.
Heute liegen Lübars und Blankenfelde direkt an einer gemeinsamen Straße statt an einer trennenden Mauer. Aber diese Schilderung hat noch ein anderes gutes Ende: Fleißige ehrenamlliche Eisenbahnfreunde haben ein Museum für die Heidekrautbahn im Bahnhof Basdorf aufgebaut. Dort ist am Samstag immer geöffnet.
An manchen Wochenenden und Feiertagen fährt sie wieder, die alte Heidekrautbahn ab Haltestelle Rosenthal. Die Leute träumen davon, dass es einmai wieder in Wilhelmsruh und Rosenthal kleine Bahnhöfe gibt. In Blankenfelde steht das Gebäude noch. Es wird als Wohnhaus genutzt. Und einmal im Jahr rufen die Eisenbahner zum Teddy-Bär-Day auf. Dann können alle Kinder, wenn sie einen Baren mitbringen, sogar kostenlos mitfahren.