In Pankow

Gedanken im November

Nun sind die Tage wieder kürzer geworden. Früh liegt Nebel über der Panke und dem Nordgraben. Da denkt man daran, dass auch rechtzeitig die Familiengräber auf dem Friedhof abgedeckt werden sollen. Aber vielerorts blühen noch, durch den langen schönen Sommer und Herbst, auf den Grabstellen die letzten Blumen in voller Pracht. Die Blätter fallen leise herab, als ich den Gethsemane-Friedhof besuche, wo meine GroßeItern und meine Mutter aus der Gärtnerfamilie Preuß und weitere Verwandte ihre letzte Ruhe fanden.

Nun sind die Tage wieder kürzer geworden. Früh liegt Nebel über der Panke und dem Nordgraben. Da denkt man daran, dass auch rechtzeitig die Familiengräber auf dem Friedhof abgedeckt werden sollen. Aber vielerorts blühen noch, durch den langen schönen Sommer und Herbst, auf den Grabstellen die letzten Blumen in voller Pracht. Die Blätter fallen leise herab, als ich den Gethsemane-Friedhof besuche, wo meine GroßeItern und meine Mutter aus der Gärtnerfamilie Preuß und weitere Verwandte ihre letzte Ruhe fanden.
 
Eigentlich ist der Friedhof für die Nordendgemeinde in Rosenthal in der Mönchmühler Straße. Dort wurden auch meine Urgroßeltern, die Bauernfamilie Albert und Emma Schulze, in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts beigesetzt, weil Nordend zur Gemarkung Rosenthal gehörte. Von den Schulzes weiß ich nicht viel. Wie solI man auch nach einem solchen AIlerweltsnamen suchen? Aber in Rosenthal lebten immer Leute mit diesem Namen.
 
Am Ende unserer Straße, der Kastanienallee in Nordend, liegt der Gethsemane-Friedhof. Dort, an der Blankenfelder Chaussee, entstand ab 1890 eine Anlage für drei innerstädtische Gemeinden. Als nächstes gelangt man zu den Gräbern der Frieden-Himmelfahrts-Gemeinde. Bis 1989 kamen immer weniger Angehörige zum Totensonntag hierher und es wurden zum Gedenken immer weniger Grablichter angezündet. Von Westberlin aus war es mühselig zu kommen. Die dritte Anlage gehört zur Zions-Gemeinde.
 
AIle Friedhöfe hatten ursprünglich eine würdige KapeIle. Die mittlere dient noch heute für Trauerfeierlichkeiten – die aber an keine Konfession gebunden sind – und zur Andacht am Totensonntag sowie bei Denkmaltagen. In der hinteren Kapelle der Zions-Gemeinde fand zum Totensonntag 2005 eine interessante Ausstellung statt. Im Kulturradio lief ein Feature mit Gedanken über diese Friedhöfe. Von diesem ein eindruckvollen Rundfunk-Hörbild habe ich einen Mitschnitt.
 
Für mich ist diese Friedhofsanlage in Nordend eine Stätte der Besinnung und Einkehr. Sie hat eine lange Geschichte. Ab 1890 wurden hier – mit einheitlicher Gestaltung durch die Verwaltung der evangelischen Kirche – für drei innerstädtische Gemeinden ein dem Anlass entsprechendes, würdiges Areal gestaltet, das unter Denkmalschutz gestellt ist. Die natürliche Ausbreitung von Bäumen, Sträuchern, Efeu und Grasflächen im Laufe der Jahrzehnte hat zahlreichen Tieren und geschützten Vogelarten einen Lebensraum auf 34 ha Flache erhalten.
 
Wir gedenken zum Totensonntag auf dem Friedhof Nordend unserer Vorfahren, wo immer sie beigesetzt sind. Aber auch sonst verweilen wir hier. Wir kommen im Frühling, wenn die großen Laubbäume zaghaft neu austreiben und die Sonne neugierig auf die Frühlingsblüher zu scheinen beginnt. Auch den Sommer, mit den bepflanzten Gräbern und den Besuchern mit den Gießkannen, haben wir gesehen. Nun ist die Zeit heran, in der Raureif das Gebüsch verziert und die Herbstfärbung uns daran erinnert, bald die Gräber abzudecken, ehe der Schnee seinen eigenen Zauber entfaltet.